Kleine Geschichten zum Schmunzeln (3)

Direktor Mooshuber legte den Hörer auf, starrte nachdenklich auf seinen Terminkalender, legte sich die graue Haarsträhne kokett hinter das linke Ohr, drückte auf die Interntaste und befahl Paschulke umgehend, alle Kollegen zusammenzutrommeln und in den Konferenzsaal zu befehligen. Kaum zehn Minuten später saßen gut 100 Mitarbeiter erregt und auch angespannt vor ihrem Chef. "Stellen Sie sich vor", meinte er nach einer langen, genau kalkulierten Pause," gerade ruft mich meine Frau an." Verwunderung und Ratlosigkeit steht in den Gesichtern . "Sie teilt mir mit, dass sie schwanger ist." Eine endlose Minute des Schweigens lastet unter dem grellen Neon. Paschulke wagt tatsächlich, das Wort zu ergreifen: "Und wen haben Sie im Verdacht ...?"


Paschulke ging mal wieder mit der Mode. Passend zu einem violettfarbenen, nagelneuen Mountenbike erschien er in grellgrüner, fluoreszierender Sportfashion zur Arbeit: ein Anblick zum Fürchten. Damit sich niemand an dem teuren Rad vergreifen sollte, Paschulke hatte da, was die Kollegen angeht bereits genügend schlechte Erfahrungen gemacht, kettete er sein Luxusmobil nicht nur doppelt an, sondern befestigte ein Schild: "Klauen zwecklos, gibt fürchterliche Backpfeifen. Gruß Henry Maske." Freitagabend fehlte das Rad, und auf der Rückseite des Zettels las Paschulke voll des Ingrimms: "Besten Dank, tolles Fahrrad. Verfolgung zwecklos, Carl Lewis." Allerdings gab der Spaßvogel dem armen Paschulke montags das Kurzzeitdiebesgut zurück.


Paschulke hatte sich das geholt, was man heutzutage unter einer Sommergrippe versteht. Das ganze Wochenende über lag er unter dicken Decken verdeckt, und nur ab und zu hörte man ein Keuchen oder patschendes Aufhusten. Verwunderung allerdings löste er bei Familie Paschulke aus, dass der Patient abends immer lustiger wurde und sich ab und an sogar versprach. Am Montag saß der halbwegs Genesene in der Praxis von Doktor Schmitz. "Was tun Sie gegen die Erkältung?" "Ich habe jeden Abend immer acht Gläser starken Rum getrunken." Doktor Schmitz schüttelte den Kopf: "Das genügt aber nicht, guter Mann." Solidarisch nickte Paschulke: "Ich weiss, ich weiss, aber mehr krieg ich halt nicht runter..."


Für Paschulke war dies kein normaler Auftrag, es war mehr, es war eine Form der Anerkennung, des Respekts, eine Sache der Ehre sozusagen. Zum ersten Mal hatte ihn Direktor Mooshuber mit einer Aufgabe dieses Kalibers vertraut: in Berlin allein verantwortlich mit der Gabelhoch GmbH zu verhandeln. Es sollte zwar lediglich um den neuen Gabelstapler gehen - aber immerhin, alleine verantwortlich. Am Flughafen Tegel liess er sich wie ein Weltmann auf der Rückbank eines Taxis nieder, gab dem Chauffeur einige knappe Angaben und sprühte sich etwas Eau de Toilette hinter die Ohren. Nach etwa einer Stunde merkte er, dass der gute Mann das Zentrum wieder verließ, anstatt ihn am Kudamm abzuliefern. Mit schneidend-scharfer Stimme beugte er sich nach vorne. "Hören Sie mal, guter Mann. Sie fahren einen Bockmist zusammen. Sie halten mich wohl für einen Idioten? Ich komme aber nicht aus dem Dorf." Erschrocken drehte sich der verunsicherte Taxler um: "Das glaube ich Ihnen gerne. Aber ich !"

Fortsetzung folgt

 

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