Kleine
Geschichten zum Schmunzeln (1)
Paschulkes Kollegen
hatten ja schon einiges erlebt, aber nun schien er völlig
von der Rolle zu sein. Montag früh stellte er mit Unterstützung
des senilen Pförtners seinen Schreibtisch in den Vorgarten
des Firmenhauptgebäudes, wenig später den Aktenschrank,
und seit Dienstag hackte er dort - das Thermometer zeigte auf
minus 17 Grad - auf dem neuen Laptop herum, telefonierte drahtlos
in der bitteren Kälte, bestellte tatsächlich den Geschäftsführer
von Gunak AG ins Freie und schickte sich an, dort auch im Schlafsack
über Nacht zu campieren. Endlich wurde es Direktor Mooshuber
zu bunt, und er stellte den offensichtlich vom Wahn erbeuteten
Mitarbeiter zur Rede. "Wissen Sie," gab sich Paschulke
kühl, "ich bin zur Zeit eben völlig aus dem Häuschen..."
Mooshuber traute seinen
Augen nicht. Da stand sein Dienstwagen in einer riesigen Lache
stinkenden Benzins, und noch immer tropfte es aus allen Türen
heraus. Fluchend und außer sich vor ohnmächtiger Wut
schoss er mit dem Lift hoch zum fünften Stock, wo Paschulke,
diese Null, diese wandelnde Panne, dieses endlose Elend, meistens
Maulaffen feilhielt. "Haben Sie trostloser Narr meinen Wagen
vollgetankt?" schrie der Chef. Pflichtbewusst erhob sich
Paschulke. "Ja, natürlich, Boss, aber es ging leider
nicht mehr rein, weil die Fenster standen offen..."
Wieder einmal gab Mooshuber
Rätsel auf. Wie nur sollte Paschulke es fertig bringen,
dem Kollegen Binsel auf die Beine zu helfen? Was bezweckte man
da oben mit dieser grotesken Fürbitte? War er inzwischen
zum Betriebspfaffen degradiert? Frau Binsel, der drallen Mittvierzigerin,
ja, der hätte er gerne ... Schnell verscheuchte Paschulke
diesen unkollegialen Gedankenausflug. Freitagnachmittag musste
er nun bei Mooshuber antanzen - Stunde des Rapports. "Und
wie sind Sie vorgegangen, lieber Paschulke?" erkundigte
sich der Chef, "wie viel haben Sie ihm geliehen?" Paschulke
ließ die Katze sofort aus dem Sack: "Nichts, gar nichts,
ich habe Binsel", und dabei beugte er sich konspirativ vor,
"einfach das Auto pfänden lassen..."
Fortsetzung auf Seite 22
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