Kleine
Geschichten zum Schmunzeln (2)
Paschulke ging mal wieder
mit der Mode. Passend zu einem violettfarbenen, nagelneuen Mountenbike
erschien er in grellgrüner, fluoreszierender Sportfashion
zur Arbeit: ein Anblick zum Fürchten. Damit sich niemand
an dem teuren Rad vergreifen sollte, Paschulke hatte da, was
die Kollegen angeht bereits genügend schlechte Erfahrungen
gemacht, kettete er sein Luxusmobil nicht nur doppelt an, sondern
befestigte ein Schild: "Klauen zwecklos, gibt fürchterliche
Backpfeifen. Gruß Henry Maske." Freitagabend fehlte
das Rad, und auf der Rückseite des Zettels las Paschulke
voll des Ingrimms: "Besten Dank, tolles Fahrrad. Verfolgung
zwecklos, Carl Lewis." Allerdings gab der Spaßvogel
dem armen Paschulke montags das Kurzzeitdiebesgut zurück.
Paschulke hatte sich
das geholt, was man heutzutage unter einer Sommergrippe versteht.
Das ganze Wochenende über lag er unter dicken Decken verdeckt,
und nur ab und zu hörte man ein Keuchen oder patschendes
Aufhusten. Verwunderung allerdings löste er bei Familie
Paschulke aus, dass der Patient abends immer lustiger wurde und
sich ab und an sogar versprach. Am Montag saß der halbwegs
Genesene in der Praxis von Doktor Schmitz. "Was tun Sie
gegen die Erkältung?" "Ich habe jeden Abend immer
acht Gläser starken Rum getrunken." Doktor Schmitz
schüttelte den Kopf: "Das genügt aber nicht, guter
Mann." Solidarisch nickte Paschulke: "Ich weiss, ich
weiss, aber mehr krieg ich halt nicht runter..."
Paschulke machte aus
seiner Vorliebe für das Theater keinen Hehl. Ausgerechnet
Shakespeare zählte, was im Betrieb niemand nachvollziehen
konnte, zu seinen Lieblingsautoren. "Sein oder nicht sein",
hörte man ihn hie und da im Lift schnattern. Am heutigen
Abend lud ihn Direktor Moosler in die Kammerspiele ein. Dem Chef
gefiel es, wenn jemand ausser einer tadellosen Leistung auch
noch kulturelle Interessen offenbarte. Am Ende des 3. Aktes flüsterte
er Paschulke fast konspirativ zu: "Gleich kommt der große
Monolog." Paschulke merkte auf, schaute sich hektisch um
und sagte: "Hoffentlich setzt er sich nicht vor uns..."
Fortsetzung auf Seite 23
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